Offener Brief an Oberbürgermeister Markus Lewe – Solidarität über die Stadtgrenzen hinaus

Die SEEBRÜCKE MÜNSTER wendet sich heute mit einem offenen Brief an Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe mit der Forderung nach einer klaren Positionierung gegenüber der Bundesregierung und des Bundesinnenministeriums zur Situation der 186 aus Seenot geretteten Personen, die aktuell auf einer Fähre vor Palermo ausharren und dringend einen SICHEREN HAFEN benötigen.

Der gesamte offene Brief kann hier gelesen werden.

Die Stadt Münster sowie viele andere Länder und Kommunen sind zur Aufnahme von Geflüchteten bereit. Es gibt ausreichend Platz und Mittel. Das Bundesinnenministerium dagegen weigert sich zu handeln. Es wird auf europäische Lösungen gewartet, die sehr unwahrscheinlich sind. Währenddessen leiden Menschen und hoffen auf unsere Solidarität.


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Lewe,

wir wenden uns als SEEBRÜCKE Münster mit diesem Schreiben an Sie. Wir wollen Sie als Oberbürgermeister des Sicheren Hafens Münster dazu auffordern, Ihre Aufnahmebereitschaft noch einmal öffentlich zu unterstreichen. Der konkrete Anlass dazu ist die Situation der 186 Menschen, die auf einer Fähre vor Palermo in Quarantäne ausharren und dringend einen Sicheren Hafen benötigen. Die Menschen wurden von der Alan Kurdi und der Aita Mari vor über zwei Wochen im Mittelmeer gerettet.

Nun ist schnelle Hilfe dringend notwendig. Es bleibt keine Zeit auf eine wahrscheinlich komplizierte und langwierige europäische Lösung zu warten. Auf der Alan Kurdi haben sich vor der Evakuierung auf das Fährschiff bereits dramatische Szenen abgespielt. Dabei haben Menschen versucht sich selbst das Leben zu nehmen oder von Bord der Schiffe zu springen. Diese Menschen sind aus dem Bürgerkrieg in Libyen geflohen, wurden tagelang nicht gerettet, obwohl die Position ihrer Schlauchboote bekannt war, und mussten dann bis zu der Übergangslösung mit der Fähre über zehn Tage auf den viel zu kleinen NGO-Schiffen ausharren. Sie sollten nicht länger an Bord des Fährschiffs bleiben müssen, als für ihre Quarantäne nötig ist.

Daher sollten Deutschland und das Bundesinnenministerium jetzt schnellstmöglich ihre Aufnahmebereitschaft erklären. Da dies bisher aber nicht passiert ist, wollen wir zusammen mit Ihnen den politischen Druck erhöhen. Gerade da die Alan Kurdi unter deutscher Flagge fährt, ist es die humanitäre Pflicht Deutschlands sich in diesem Fall klar zu positionieren. Daher bitten wir Sie, dass Sie die Bundesregierung öffentlich dazu auffordern, die Menschen sofort aufzunehmen. Sie könnten dieser Aufforderung zusätzlich Nachdruck verleihen, indem Sie noch einmal öffentlich den Beschluss des Sicheren Hafens Münster zur Aufnahmebereitschaft aus humanitären Gründen bekräftigen, welcher der Stadtrat bereits im März Ausdruck verliehen hat.

Bitte bringen Sie außerdem unsere Forderungen einer sofortigen Aufnahme in das Bündnis „Städte sicherer Häfen“ genauso wie in Ihre Lokalpolitik ein. Ihr Engagement ist bei diesem Thema von existenzieller Bedeutung, genauso wie bei der verstärkten Aufnahme von geflüchteten Menschen aus den Lagern an der EU-Außengrenze. 

Zeigen wir gemeinsam, dass unsere Solidarität nicht an unseren Stadtgrenzen endet. Kein Mensch ist sicher, bevor nicht alle sicher sind. Lassen wir niemanden zurück!

Mit solidarischen Grüßen,
Die Aktivisten der SEEBRÜCKE MÜNSTER